Prof. Jürgen Weber

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Am 16. Juni starb Prof. Jürgen Weber.
Von 1988 bis 1993 studierte ich am Lehrstuhl für Elementares Formen seinem Lehrstuhl. Jeder Ehemalige der TU BS erinnert sich an die langen Nachmittage im Wald, dem sogenannten „Uhlenbusch“, ans „Töpfern“ und an die gefürchteten Kubenübungen. Es gab kein zweites Institut wie dieses in Europa, es war einmalig.
Jürgen Weber war ein Lehrer im reinsten Sinne des Wortes. Er hatte eine Lehre entwickelt – eine kostbare Seltenheit im Bereich der Gestaltung und Kunst, in dem Beliebigkeit und Inkompetenz an den Kunsthochschulen den Normalzustand darstellen.
Er sagte was er dachte und das laut.
Er hatte häufig recht und irrte häufig, er sah die Welt in harten Kontrasten, doch man konnte mit ihm darüber streiten, uns Studenten gegenüber war er gerecht und auch nicht nachtragend, als wir eine Palastrevolution anzettelten: auf beiden Seiten kochten die Emotionen hoch, doch am Ende gewann er unsere Herzen und unseren Verstand mit der berühmt gewordenen Abendvorlesung „Weber über Weber“.
Gerade wenn er irrte und auf seiner Ansicht beharrte (und dabei ging es nicht um Meinungen, wie man die Streitvermeidung unser sogenannten Diskurse nennt) lernte man am meisten: er zwang einen zu klarer Argumentation und damit zu klarem Denken, ein „Ach, ich weiß, nicht, ich finde, daß…“ ließ er nicht durchgehen.
Er hinterläßt ein großes bildhauerisches Werk, das für viele Menschen sichtbar bleibt, doch ein genauso umfangreiches Werk findet sich im Können und Wissen, das seine Studenten dank seiner Lehre erwarben, vielleicht fruchtbarer sogar, denn sein Lehrstuhl brachte viele Professoren hervor, die heute an deutschen Hochschulen Elementares Formen und Gestalten lehren.
Sein Sohn, Prof. Carl Constantin Weber, hat auf der Webseite des Fachbereichs Architektur der TU Braunschweig einen Nachruf veröffentlicht, den Sie auch hier lesen können.